Elektropolis Berlin – Die Gas- und Stromgeschichte unserer Stadt
Berlin gilt als Geburtsstadt der öffentlichen elektrischen Beleuchtung – das erste Kraftwerk stand in der Markgrafenstrasse in Berlin-Mitte. Die Gas- und Strom(netz)geschichte Berlins erstreckt sich über mehr als ein Jahrhundert, mit vielen interessanten und bedeutenden Ereignissen, großen Persönlichkeiten und spannenden Hintergründen.

Gaslaternen am Berliner Gendarmenmarkt
(Foto: Fotolia)
Von der Entdeckung des Gases um 6000 v.Chr. bis zur Entwicklung der ersten Gaslampe um 1800 verging viel Zeit. Der Unternehmer Friedrich Albert setzte die Idee geschäftlich um und gründete kurz darauf das erste Gasunternehmen in Westminster, die „Gaslight and Coke Company“, die jedoch nichts mit Coca-Cola zu tun hatte. Knapp 50 Jahre später wurde das Gas erstmalig als Kraftstoff eingesetzt.
1826 wurden in Berlin die ersten 26 Gaslaternen durch die englische „Imperial Continental Gas Association (I.C.G.A.)“ in Betrieb genommen. Nicht lange danach wurden die Gaslaternen von der Stadt Berlin übernommen und betrieben. Im Jahre 1939 war die Höchstzahl der Gaslaternen in Berlin erreicht, insgesamt wurden 88.000 Gaslaternen gezählt.
Am 20. September 1882 erleuchtete Max von Frockenbeck, Oberbürgermeister Berlins von 1878 bis 1892, die Leipziger Straße von der Friedrichstraße bis hin zum Potsdamer Platz.
An diesem Tag wurden insgesamt 36 elektrische Bogenlampen in Betrieb genommen. Dieser Tag gilt als der Geburtstag der öffentlichen elektrischen Beleuchtung und Berlin damit als die Geburtsstätte.
Berlin als elektrotechnisches Zentrum

Elektropolis Centrale Markgrafenstrasse
Schnell wurde erkannt, dass die Entwicklungsmöglichkeiten über die Beleuchtungstechnik hinaus wachsen könnten, worauf am 20. Dezember 1879 der „Elektronische Verein Berlins“ gegründet wurde. Werner von Siemens war einer von insgesamt 36 hochkarätigen Gründern. Durch die Gründung des Vereins entwickelte sich Berlin zu einem elektrotechnischen Zentrum, das schon bald alle bedeutenden Unternehmen der elektrotechnischen Industrie im Großraum Berlin beherbergte.
Im Zusammenhang mit einer hoch elektrifizierten und technisierten Stadt wurde der Begriff „Elektropolis“ im Jahr 1927 das erste Mal verwendet.
Da Berlin die erste Stadt war, die viele sich stürmisch entwickelnde Unternehmen anzog, wird auch noch heute der Begriff „Elektropolis“ mit Berlin in Verbindung gebracht.
Die „AG Städtische Electricitäts-Werke zu Berlin“, BEWAG, wurde 1884 von Rathenau und Edison als erstes öffentliches Stromversorgungs-Unternehmen in Europa gegründet. Die BEWAG war die längste Zeit ihres Auftretens in der Hand der Stadt. Zunächst stand die Versorgung von Beleuchtungsanlagen im Vordergrund, wobei diese zunächst noch viel teurer waren als das Gaslicht.
Eine zunehmende Verbreitung von privaten Gasherden sowie die städtische Erweiterung Berlins kurze Zeit später vervielfachten die Gasnachfrage in den Jahren bis 1890. Schließlich wurden am 26. Oktober 1923 die „Städtischen Gaswerke AG gegründet“, auch bekannt als die GASAG, die heute das größte Gasversorgungsunternehmen Westeuropas ist.
Einschnitt zweiter Weltkrieg
Während des zweiten Weltkriegs wurden viele elektrotechnische Anlagen in Berlin zerstört. Darauffolgend verlagerten viele Unternehmen, die zuvor in West-Berlin tätig waren, ihren Standort in die übrige Bundesrepublik. Die Betriebe in Ost-Berlin wurden als „Volkseigene Betriebe“ weiter betrieben.
1948 verlor die BEWAG die Kontrolle über die Unternehmensteile im Ostteil Berlins und somit insgesamt 40{ec67738c2b797bdb7a516384494dc5d7c1d185761f57506e2820f30053ae0e65} ihrer Kunden. Grund war das Verbot der sowjetischen Zentralkommandantur, die Tätigkeiten der BEWAG im Ostsektor verboten. Dies war ein herber Rückschlag für das städtische Unternehmen.
Die Verbindung zwischen den elektrotechnischen Industrien in West-Berlin und dem übergeordnetem Verbundnetz wurden am 8. März 1952 aus politischen Gründen unterbrochen. West-Berlin wurde zur Strominsel, was viele Hürden mit sich brachte. Die Stadt musste als Industriestandort attraktiver werden, um wieder neue Unternehmen ansiedeln zu können: Das Hauptziel war die Strompreise niedrig zu halten und trotzdem das Niveau der Versorgungsqualität und -zuverlässigkeit auf den hohen westeuropäischen Standards zu halten.
Bis 1993 unterhielt die BEWAG das Stromnetz des ehemaligen West-Berlins als Inselnetz. Das Großunternehmen GASAG wurde in den Jahren 1994, 1995 und 1998 in mehreren Schritten vollständig privatisiert.
Die „elektrische“ Wiedervereinigung

Berlin Energie: Berliner Mauer (Foto: Fotolia)
Das Jahr 1995 war ein sehr prägendes Jahr für Berlin und ihre Energiegeschichte. 1995 kam es zur „elektrischen Wiedervereinigung“, damit war die „Strominsel West-Berlin“ Geschichte und es entstand in der Folge ein einheitliches, europäisches Verbundnetz. Das Netz wurde nachhaltig ausgebaut und es entstand die „Berlin Traversale“ oder auch „Berliner Diagonale“ genannt.
Bis zum Jahr 1997 gehörten 50,8 % der BEWAG dem Land Berlin, danach wurde das Unternehmen an ein Konsortium aus Veba und Viag, die vorher schon BEWAG-Anteile besaßen, und den US-Konzern Southern Energy verkauft. Nachdem E.ON aus der Fusion von Veba und Viag entstand, wurden die Anteile (49,9 %) 2001 an die HEW, einer Vattenfall-Tochter, verkauft. Gegen Ende des Jahres wurden schließlich auch die restlichen Anteile von Southern Energy, nun unter dem Namen Mirant, an Vattenfall verkauft.